Das Herz – die Geschichte einer Plastik
Viele meiner Plastiken werden nicht nur gebaut und ausgestellt, nein, sie haben auch eine Entwicklungsgeschichte, die ich hier erzählen will.
Warum Herz? Das Herz spielt in meinen Arbeiten eine zentrale Rolle. Immer wieder komme ich auf das Herz zurück. Das Herz ist verwandt mit der Sonne, die in meinen Werken die Hauptrolle spielt. Nur kurz: Das Herz versorgt den ganzen Körper mit Aufbaustoffen. Die Sonne versorgt die ganze Erde mit Aufbaustoffen.
Ein Herz zu plastizieren oder zu malen driftet sehr schnell in Kitsch ab. Also nahm ich mir zur Aufgabe einige Arbeiten zu kreieren, in denen das Herz ein Rolle spielt und keinesfalls kitschig erscheint. Unter diesen Arbeiten entstand auch diese Kopfplastik, deren Kopf und Schulter herzförmig werden sollten: Ein Ausdruck des Herzens. (herzlich, herzzerreissend, Herzblut..usw.)
Von unten nach oben baute ich die Plastik mit einer alten Keramiktechnik von Hand auf. Die Feinheiten schuf ich in Plastiziertechnik. Dabei wurde mir die Standfläche des Herzens zu klein. Ja, wer sein Herz benutzen will, um mit Herz durch die Welt zu gehen braucht einen guten Stand auf der Erde, sonst gerät er leicht ins Wanken. Über dem ersten Herz legte ich eine leicht raue Oberfläche an, die zeigen soll, dass mit dem Leben aus dem Herz aufrührende Gefühle verbunden sind. Der etwas verlängerte Hals zeigt das Überschauen der Welt mit Selbstbewusstsein. Der Kopf in Herzform stellt dar, wie auch das Gehirn und das Denken mit dem Herzen verbunden sind. Gerade am Einschnitt oben am Scheitel habe ich auch wieder auf der Oberfläche eine Gefühlsfläche kreiert, die zeigt, wie auch mit dem Denken Gefühle, besonders Gefühle der Schmerzes verbunden sein können.
So stand sie in einigen Ausstellungen und in meiner Galerie, bis ich eines Tages per Zufall an sie anstieß, sie ins Wanken geriet, umfiel und der Kopf abbrach. Dies nahm ich als Zeichen, dass ausgerechnet diese Figur umfiel, war schon sehr speziell, denn sie stand inmitten anderer Plastiken, die auch hätten getroffen werden können.
Die Figur war zu kopflastig, das sind ja die Menschen heute fast alle auch. Sie war noch nicht fertig. Ihre Entwicklung musste noch weitergehen, so wie sich alles in der Welt weiterentwickelt. Ich muss sagen, ich bin für solche Zufälle sehr dankbar, denn sie zeigen mir einen Weg. Ich stellte die Teile in mein Atelier.
Dort wirkten sie längere Zeit auf mich, denn alles hat seine Zeit. Ich setzte den Kopf wieder auf und versah die Bruchstelle mit einem Verband, denn der Unfall kann nicht vollständig verschwinden, er gehört nun zur Plastik. Weiterentwicklungen finden nach einem Einschlag statt. Das soll sichtbar sein.
In einem anderen Zusammenhang hatte ich die Idee, größere Plastiken zu fertigen und sie aus Einzelteilen zusammenzusetzen. Genau das brauchte jetzt mein Herzkopf. Ich fertigte einen passenden Unterbau, erhöhte damit die Standfestigkeit.
Ich fügte die Teile zusammen und grundierte sie mit Gesso, das speziell für Temperamalerei geeignet ist.
Dann machte ich das, was ich von Anfang an vorhatte, ich bemalte die Plastik mit Temperafarben und nahm dazu Ocre Jaune clair und Ocre Rouge aus Roussillon/Frankreich.
Gerade baue ich einen passenden Sockel, der die Figur auf Augenhöhe des Betrachters bringt. In den Hohlraum des Sockels wird dieser Text eingeschlossen. Sollte der Sockel in der Zukunft jemals geöffnet werden, dann bekommst Du, du Schatzsucher eine kleine Geschichte dieses Herzens.
In anderen Sockeln habe ich ebenfalls Texte versteckt.