Das begehbare Ei – eine „Schöpfung aus dem Nichts“
Was meint Rudolf Steiner mit seiner Aussage „Schöpfung aus dem Nichts“?
Hier ein Zitat dazu:
„Im Offenbaren wechseln die Dinge zwischen Evolution und Involution. Aber dahinter steht tief verborgen das Dritte, das erst die Fülle gibt, eine Schöpfung, die eine völlige Neuschöpfung ist, die aus dem Nichts hervorgegangen ist. Dreierlei gehört also zusammen: Die Schöpfung aus dem Nichts, und dann, wenn diese offenbar wird und in der Zeit verläuft, nimmt sie die Formen des Offenbaren an: Evolution und Involution.“ (Lit.: GA 101, S. 176)
Ob das hier eine solche Schöpfung ist, das zu beurteilen bleibt jedem selbst überlassen. Ich schildere hier, wie es dazu gekommen ist.
Im Nebenzimmer einer Ausstellung sollte ich meine Plastiken aufbauen. Ich hatte mir im Vorfeld eine Liste gemacht was ich ausstellen wollte. Besonders Plastiken, die letztes Jahr nicht dabei waren, den ich hatte dort bereits einmal ausgestellt. Es sollten Bronze- und Tonplastiken sein, den sie zeigen ganz gut mein derzeitiges plastisches Wirken. 11 an der Zahl hatte ich ausgesucht. Besonders musste ich auch beachten wieviel Säulen ich habe, denn es handelte sich nicht um einen professionellen Ausstellungsraum, in dem die Präsentationsmöglichkeiten vorhanden sind.
Ohne weitern Plan transportierte ich also alles dorthin und stellte es ungeordnet in den Raum. Ich lasse mich bei solchen Präsentationen immer vom Raum inspirieren und da ergab sich für mich fast ein Wunder.
Ich begann, damit die erste Säule aufzustellen. Eine große hinten und dann schaute ich mir das Gesamtbild von Raum und dieser einen Säule an. Ganz spontan kam mir die Idee. Ich stelle sie im Kreis auf, nein ich stelle sie in Eiform auf. Ein Ei gibt für meine Kunst symbolisch viel mehr her als ein Kreis. Meine Kunst soll ja nicht stehen bleiben oder sich drehen, sie soll sich entwickeln. Und wo ist gute Entwicklung für die Zukunft, wenn nicht in einem Ei. Dann floss es aus mir heraus: die Göttinnen hinten, die kleineren vorne, die ganz kleinen, links und rechts. In der Mitte eine nicht so hohe und das war gerade meine Plastik mit Namen „neue Maria“. Die neue Maria ist eine, die voll in die Zukunft weist, sie ist von der Form her aufstrebend und lang. Gerade sie kam zufällig in das Zentrum des Eis, also da, wo normalerweise der
Dotter ist, und das ist die Stelle, an der im befruchten Ei das neue Hühnchen entsteht, also die Entwicklung für die Zukunft stattfindet. Wow, dachte ich und das gestaltet mir der Zufall? Hinten die Göttinnen, die die Frau inspirieren und vorne die Wächter die nicht jeden Zerstörer in das Ei hinein lassen. Links und rechts dann eine Lichtempfängerin und die aufgehende Lochplastik. Ich war geplättet und staunte nur darüber, was hier entstanden war. Die Installation nannte ich: „Das begehbare Ei“ Während der Ausstellung konnten die Besucher die Anordnung betreten und das, was in ihr steckt, erkunden.
Was ich allerdings nicht verstand war, welchen Sinn der Januskopf an der Seite im Gesamtzusammmenhang haben könnte. Auch er wurde nach Gefühl platziert und drehtd sich auf einer kleinen Rotorscheibe neben dem Ei. Man könnte das vernachlässigen, aber wenn auch das noch im Zusammenhang Sinn ergeben konnte, dann war es mehr als perfekt. Und ja der Januskopf zeigt mythologisch mit seinen beiden Gesichtern in die Vergangenheit und in die Zukunft und genau das war ja der Inhalt der so bemerkenswert entstandenen Installation
Mich lässt das Gefühl nicht los, dass es etwas Großes ist, was da entstanden. Eine zentrale Aussage in die Richtung: Es beginnt das Zeitalter der Frau. Hier steht sie am Anfang einer ganz großen Entwicklung. Diese Installation hineingestellt in die Entwicklung der Menschheit – so groß das klingt – zeigt, wo wir gerade stehen als Frauen, als Menschheit.
An dieses Erlebnis schließen sich für mich Fragen an: Ist das richtig? Beginnt das Zeitalter der Frau wirklich in unserer Zeit? Woran kann das gesehen werden? Wird es so kommen, dass das Weibliche sich zu seiner vollen Größe entwickeln wird und den Fortgang der Weltentwicklung in entscheidender Weise beeinflusst?